Der Stadtteil Vegesack setzt sich aus fünf Ortsteilen zusammen:
Jeder dieser Ortsteile weist eine reichhaltige Geschichte auf, die aber hier nur in Kurzform wiedergegeben werden kann.
Kulturelle und maritime Highlights gibt es in Vegesack jede Menge zu entdecken. Da sind nicht nur die historischen Kapitänshäuser, schöne Kaufmannsvillen, die Kulturhäuser, das im 17./18. Jahrhundert errichtete Kitohaus, die klassizistische Stadtkirche und das Overbeck-Museum, sondern auch der Vegesacker Hafen mit Havenhaus, Speichern und Packhäusern, mit bronzenem Walkiefer, dem „Schulschiff Deutschland“ und weiteren Traditionsschiffen sowie dem Geschichtenhaus. Außerdem wartet der Bremer Norden mit überraschenden Naturlandschaften auf, die von einer außergewöhnlichen Kultur- und Landschaftsgeschichte geprägt sind. Zu jeder Jahreszeit bietet diese Region an der Mündung der Lesum in die Weser eine Fülle von unterschiedlichen Eindrücken. Da sind die weiten Flusslandschaften mit ausgedehnten Naturschutzgebieten und Parkanlagen und einem der attraktivsten Radwanderwege in Deutschland entlang der Weser und der Lesum. Auf 150 km Länge führt er durch das Kulturland Teufelsmoor und verbindet Bremen, Fischerhude, Worpswede, Osterholz-Scharmbeck, Schwanewede und Vegesack. Über die schöne Weserpromenade in der Stadt am Flussufer gelangt der Spaziergänger vom Schaufenster Bremer Bootsbau am Stadtgarten, an der Signalstation und am Utkiek mit dem Walkiefer und Fähranleger vorbei bis zum prächtigen Großsegler im Museumshafen. Unterwegs kann man sich in manch einem gemütlichen Bistro oder eleganten Restaurant ganz hervorragend stärken, während die vorbeifahrenden Schiffe die Kulisse bilden. Oder man legt auf der kurzweiligen Shoppingmeile einen kleinen Zwischenstopp ein.
Geschichten von Walfängern, Hanse und dem ersten deutschen Flusshafen
Die über 400-jährige Geschichte Vegesacks, die im Geschichtenhaus spielerisch dargestellt wird, ist von Schifffahrt und Schiffbau, Fischfang und Fischverarbeitung geprägt. Die größte Heringsflotte Europas hatte in Vegesack ihren Heimathafen, hier schlug die Geburtsstunde der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger. Seefahrer und Schiffbauer, Ritter und Walfänger, Hanse-Kaufleute und Forscher gehörten zu denjenigen, die über die Jahrhunderte am Geschehen mitwirkten. Dort wurde der erste deutsche Flussdampfer gebaut, von hier aus starteten die Grönlandfahrer und Walfänger zu ihren gefährlichen Fahrten ins Eismeer. Und hier mussten schließlich die Großsegler der Hanse anlegen, denn der Hafen in Bremen versandete im 17. Jahrhundert nach und nach. So wurde aufgrund einer Entscheidung des Bremer Senats der erste künstliche deutsche Flusshafen zwischen 1618 und 1623 in Vegesack gebaut. Geld dafür hatte der Senat allerdings keines in den harten Zeiten des Dreißigjährigen Krieges – und eine einmalige bremische Institution sprang ein: das Haus Seefahrt. Es handelte sich dabei um ein Institut zur „Überwachung aller Interessen der Schiffer“, das auch heute noch existiert.
Wer nach der Herkunft des Namens fragt, kann dem Mittelniederdeutschen Handwörterbuch entnehmen, dass Vegesack von „vege-budel, -sak, was den Beutel leert“ stammt.
Passierte das im alten Wirtshaus „Thom Fegesacke“, das bereits um 1500 hier erwähnt wurde, oder …? (Ein Schelm, der Böses dabei denkt.) Vielleicht hängt das alles aber auch mit „Feeg-Sack“ zusammen: Bucht an einem Fluss. In den Wirren der nachfolgenden Zeitläufe war Vegesack mal schwedisch, mal dänisch, dann wieder bremisch, danach kurhannoversch und erst 1804 endgültig bremisch. Schon damals galt der Ort als Schiffbauplatz. Heute stellt Vegesack das Mittelzentrum des Bremer Nordens dar.
Diesseits und jenseits der Weser werden Segel- und Motoryachten für Kunden in der ganzen Welt, High-Tech-Fähr- und Marineschiffe gebaut. Die Region ist ohne den Schiffbau und seine Zuliefererindustrie einfach nicht denkbar.
Die Lage am hohen Lesumufer, von wo aus sich dem Betrachter ein herrlicher Blick über den kleinen Fluss Lesum und seine Mündung in die Weser erschließt, macht Grohns Schönheit aus.
Erstmals wurde Grohn im Jahre 1557 in Lesums Kirchenbüchern erwähnt. Das ehemalige Fischerdorf (ursprünglich „Grohden“, d. h. „künstlich aufgeschwemmtes Land“) an der Lesum gehörte als selbstständige Gemeinde ursprünglich zum Königreich Hannover und wurde 1866 preußische Provinz. Um 1700 wurde von Friedrich von der Borch als Herr auf Schönebeck die Siedlung Friedrichsdorf gegründet, die heute zu Grohn gehört. In dieser Zeit waren die von der Borch auch Gerichtsherren der Börde Lesum. 1816 war ein bedeutendes Datum für den Ort: Auf der Werft von Johann Lange wurde das erste von Deutschen in Deutschland gebaute Dampfschiff vom Stapel gelassen. Und 1894 gründete sich hier die Bremen-
Vegesacker Fischerei-Gesellschaft.
Historisch und sozial
Die wohl älteste Sozialeinrichtung Deutschlands befindet sich am Geestrand der Lesum: das Haus Seefahrt. Hier stellten und stellen Reedereien für ihre Kapitäne Wohnungen, die diese beziehen können, wenn ihr aktiver Dienst endet. Neben dem Eingangsportal, das ursprünglich in der Bremer Altstadt an der Baumwollbörse befindliche barocke Prunktor von 1665, ist auch der zur Wohnanlage gehörende Wappensaal sehenswert. Zur Finanzierung der Gesamtanlage findet einmal jährlich das Schaffermahl im Bremer Rathaus statt.
Um gegen Hochwasser gewappnet zu sein, wurde in Grohn das Lesum-Sperrwerk gebaut. Das technische Bauwerk dient dem Hochwasserschutz und gleichzeitig als Brückenverbindung zwischen den Nordbremer Ortsteilen Grohn und Werderland – und als Ausflugsziel für Spaziergänger und Radler.
1999 wurde mit Unterstützung der Universität Bremen, der Rice University, Houston, Texas und der Stadt Bremen die International University Bremen (IUB) gegründet, die im Herbst 2001 den Studienbetrieb aufnahm. An der Constructor University Bremen (heutige Bezeichnung) ist die Lehr- und Forschungssprache Englisch Homepage der Constructor University.
Sehenswert in Grohn ist auch die Michaelskirche im neuromanischen Stil, ein Sandsteinbau auf kreuzförmigem Grundriss mit Vierungsturm und Pfarrhaus; die Ausmalung aus der Erbauungszeit ist erhalten. Am Ende des 19. Jahrhunderts änderte sich der Ort durch die Industrie ganz entschieden. Es entstanden die Tauwerk- und die Steingutfabrik. Auf dem Gelände der Tauwerke entsteht im Jahr 2018/2019 die erste Klimaschutzsiedlung Bremens. Heute wird das Gesicht Grohns überwiegend von Einfamilienhäusern bestimmt, die einen kleinen Garten gleich vor der Tür haben.
Barocke Schönheit: Wasserschloss – Hochzeit feiern
Im lieblichsten Teil des Naherholungsgebietes ‚Bremer Schweiz‘ liegt Schönebeck, dessen Name von ‚Schöne Beeke‘ herrührt. Dieser ‚Bach‘ ist die Schönebecker Aue, die hier durch das malerische Auetal zum Vegesacker Hafen fließt.
Im 14. Jahrhundert wird erstmals die Herrschaft derer von Schönebeck erwähnt. Im 17. Jahrhundert errichtet der Junker Franz Wilken von Schönbeck das Schloss Schönebeck als Adelssitz. Die Schönebecker Aue wurde aufgestaut und an der Staustufe eine Wassermühle errichtet. Der hier entstandene kleine Stausee umfasst den Platz des Schlosses von drei Seiten. Die Grundmauern ruhen auf Eichenpfählen, die durch den gleichmäßigen Grundwasserspiegel feucht gehalten werden, damit sie nicht verrotten.
Mit dem Tod des Franz Wilken 1661 ohne Nachfahren erlischt die Linie der Erbgesessenen zu Schönebeck. Im Jahr 1686 erwarb der in schwedischen Diensten stehende westfälsche Adelige Friedrich von der Borch Haus und Herrschaft Schönebeck. Friedrich erneuerte 1705 die Südfront des barocken Fachwerkbaus in massiver Backstein Bauweise und errichtete eine prachtvolle Gartenanlage geschmückt mit nach antiken Götter-Bildern geschaffenen Sandsteinfiguren. Zwei dieser Figuren sind erhalten und stehen heute im Vegesacker Stadtgarten.
Im 18. Jahrhundert zog sich die Familie von der Borch auf ihren Stammsitz ins Westfälische zurück. Das Gut wurde nun von einem Verwalter betreut, bis es 1952 in den Besitz der Stadt Bremen überging.
Ende der 1960er Jahre wurde das Schloss renoviert und von dem 1911 gegründeten Heimat- und Museumsverein 1972 als Heimatmuseum wieder der Öffentlichkeit zugänglich gemacht, zusammen mit dem Archiv des Vereins im Verwalterhaus des Schlosses als ‚Gedächtnis der Region‘.
Bis heute hat Schönebeck nichts von seinem Reiz verloren. Unter anderem befindet sich auch die Ökologiestation Bremen Am Gütpohl, wo heute naturkundliche Führungen angeboten werden.
Jeden 3. Freitag im Monat finden im Schloss Schönebeck standesamtliche Trauungen statt. Freie Trauungen können jederzeit vereinbart werden. Maritimen Glanz und eine stimmungsvolle Atmosphäre bietet der Schiffersaal im Obergeschoss. Der Kontakt zum Hochzeitsteam des Schlosses: hochzeiten@museum-schloss.schoenebeck.de oder Telefon (0421) 24195725.
Die Terminvergabe für standesamtliche Trauungen erfolgt über das Stadtamt Bremen-Nord unter Tel. (0421) 36187077 oder ehenord@inneres.bremen.de
Rendevous mit der Natur
Noch bis 1939 waren die beiden Orte Aumund und Hammersbeck eigenständig, nachdem sie zuvor zur Herrschaft Blumenthal gehörten. Erst seit 1946 bilden sie gemeinsam einen Ortsteil von Vegesack. Die Urgründe der Namensgebung basieren auf Aunon – als solches schon 1040 erwähnt –, Mündung der Aue, und einer alten Hofstelle, auf der ein Ostfriese mit Namen Hammer gewohnt hat.
Eine erste Erwähnung als „Amelsbäke“ in 1581 spricht vom Bach Becke. Die älteste Ortschaft ist Aumund, die Gegend an der Becke wurde schon sehr früh besiedelt.
Ritterliche Gründerväter
Zu den wichtigsten Rittern vor Ort gehörten die Ministerialen von Oumünde, die in der ganzen Region immer wieder in Erscheinungen traten. Der erste, Diedrich, wird 1144 genannt, und noch 1422 hat hier ein Herr von Oumünde (Aumund) gelebt. Dieser sehr ausgedehnte Bereich war überwiegend landwirtschaftlich genutzt.
Später erfolgten Industrieansiedlung und Handwerksbetriebe. Die Borchshöhe, benannt nach Friedrich von der Borch, am Übergang zur Bremer Schweiz ist reich an Baumbestand. Ziegelei, Holzhandel, Zigarrenfabrik boten der rasch anwachsenden Bevölkerung Arbeitsmöglichkeiten.
Wiesen und Beeke am Neubaugebiet Teichquartier
Am nördlichen Rand von Aumund-Hammersbeck liegt eine Naturzone mit dem Naturschutzgebiet Hammersbecker Wiesen und der Beckedorfer Beeke, an dem niedersächsischen Umland Beckedorf und Löhnhorst. Ehemalige Angelteiche entwickeln sich zum Teichquartier, auch bekannt als "Seeland". Es entsteht nach und nach mit rund 25.000qm Fläche ein modernes, familienfreundliches Neubauprojekt. Neue und alte Wohnquartiere mit Einfamilienhäusern und Doppelhäusern, Bereiche mit Autohäusern und produzierendem Gewerbe sowie einem Technologiepark prägen das Bild.
Maritime Geschichte erleben
Schon der Name macht klar, dass es sich bei Fähr-Lobbendorf um eine – einstmalige – Übersetzungsmöglichkeit über die Weser handelt. Zwischen Vegesack und Blumenthal gelegen, kann der Ort auf eine dementsprechende Erwähnung seiner Weserfähre im 14. Jahrhundert zurückblicken. Nachweislich gab es dort 1399 eine Fähre. Einige Quellen besagen, dass die Eigentümer dieser Fähreinrichtung die Ritter von Oumünde (Aumund) waren, die auch die Zollhoheit und in Lemwerder das Zehnten-Recht besaßen. Möglicherweise verkaufte Johann von Oumünde Anfang des 14. Jahrhunderts die gesamte Fähreinrichtung mitsamt Zollhoheit für 12 Mark an die Stadt Bremen.
Geprägt wurde der Vegesacker Ortsteil damals vornehmlich durch den Fährgrund, eine tiefe Schlucht, deren Grundwasser einen Fahrweg zur Weser bot. Die Schlucht war 800 m lang, 30 m breit und 15 m tief.
Zu Lande führte der Weg nach Blumenthal nördlich um dieses Gewässer herum. Der Fährgrund wurde im Laufe der Jahre zugeschüttet und war damit lange Zeit ein übler Abfallplatz. Heute ist der Fährgrund mit seinen Grünanlagen und den gepflegten Häusern ein erfreulicher Anblick. Außerdem befindet sich hier seit 1965 eine Badeanstalt, das Freizeitbad Vegesack – das Fritz-Piaskowski-Bad –, als Anlaufpunkt für Wasserspaß jeglicher Art und Austragungsort internationaler Schwimmfeste.
Vulkanische Vergangenheit und süße Gegenwart
Sicherlich fast jedem bekannt ist ein Betrieb, der im Ortsteil bis 1996 einer der wichtigsten Arbeitgeber von ganz Bremen-Nord war: die Bremer Vulkan-Werft. Die Großwerft baute Schiffe aller Kategorien: Fracht-, Passagier- und Containerschiffe, Tanker, Fischdampfer, U-Boote, Fregatten und andere.
Bis zur Insolvenz 1997 gehörte die Vulkan-Werft zu den großen Werften Europas. Zusammen mit den Schiffen der Vorgängerwerft entstanden mehr als 1.000 Schiffe auf dem Bremer Vulkan. Das Gelände ist heute z. B. Standort einer Erstaufnahmeeinrichtung, des Kulturbunkers und der Lürssen Werft.
Das Klinikum Bremen-Nord mit seiner Lage in Fähr-Lobbendorf ist heute einer der größten Arbeitgeber im Stadtteil Vegesack. Mit vierzehn Fach- und Behandlungsbereichen sowie angeschlossenen Instituten und Ausbildungsstätten versorgt es seine Patientinnen und Patienten individuell auf medizinisch wie pflegerisch hohem Niveau.
Und zum Schluss noch eine kleine Überraschung für alle Liebhaber von handgemachten Hustenbonbons. Eine ganz und gar typische Bremensie wird immer noch in Fähr-Lobbendorf hergestellt: der Bremer Babbeler! Wegen seines Pfefferminzgehaltes wurde er auch scherzhaft als das längste Hustenbonbon der Welt bezeichnet. Erfunden wurde er 1886 von dem Utbremer Konditormeister und Bonbonkocher Albert Friedrich Bruns.
Bremer Babbeler
Man geht davon aus, dass der Volksmund der Zuckerstange diesen Namen gab, weil man sie zum Genuss ständig im Mund (plattdeutsch: „Babbel“) lassen musste und sie dabei ziemlich klebrig wurde. Die einzigen Fertigungsstätten sind heute nur noch die Firma Germann in der Neustadt und die Firma A. F. Bruns Süßwarenfabrikation in Bremen-Nord. Gerald Bruns, Urenkel des Friedrich Bruns fertigt noch heute in 4. Generation Babbeler in bewährter Handarbeit an. Erhältlich sind die Babbeler traditionsgemäß auf dem Bremer Freimarkt, natürlich auf dem Vegesacker Markt und in einigen Geschäften in der Innenstadt sowie im Internet bei einigen Onlinehändlern.
Als schriftstellerische Köstlichkeit taucht die Süßigkeit im Krimi „Babbeler für Stelljes“ von H.-D. Scheer auf.